Meine Bewerbung für den Bundesvorstand

Liebe Freundinnen und Freunde,

als Klimaschützer, Kommunalo und Optikingenieur aus Thüringen bewerbe ich mich als euer stellvertretender Bundesvorsitzender.

Die Sorge, dass eine Mehrheit in Politik und Gesellschaft die Klimakrise und ihre dramatischen Folgen nicht ernst genug nimmt, hat mich vor zehn Jahren motiviert, bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einzutreten. Die Auswirkungen durch den menschengemachten Klimawandel haben sich seitdem weiter verschärft. Dass jeder zweite Baum in meiner Heimatstadt Jena aufgrund von Trockenstress vom Absterben bedroht ist, erinnert mich täglich daran, dass die Vernichtung von Lebensräumen, das Aussterben von Arten und zunehmend extremes Wetter ebenso bereits Realität sind wie Konflikte um Wasser und Nahrung und globale Fluchtbewegungen. Die Klimakrise ist zu einer existenziellen Bedrohung und damit zur politischen und gesellschaftlichen Kernfrage unserer Zeit geworden.

Als Ingenieur am Fraunhofer-Institut erlebe ich jeden Tag, dass und wie sich Lösungen für große Fragen finden lassen. Wir als grüne Partei wissen, dass die planetaren Grenzen nicht verhandelbar sind und dass wir einen sozial-ökologischen Umbau brauchen. Im Bundestagswahlkampf habe ich in Thüringen viele Debatten erlebt. Manche waren geprägt von Hoffnung und dem Wunsch nach Veränderung, von aktivem Handeln in kleinen Vereinen oder großen Unternehmen, manche von Sorge und einige auch von Ablehnung gegenüber unserer Partei. Gemeinsam mit euch will ich die Menschen davon überzeugen, dass der Kampf gegen den Klimawandel heute reale Veränderungen erfordert, von denen wir erst zukünftig spürbar profitieren werden. Wir stehen jetzt in der Regierungsverantwortung und werden an den realen politischen Veränderungen gemessen. Die Umstellung unserer Wirtschaft und Gesellschaft auf Klimaneutralität und der Erhalt der biologischen Vielfalt sind große Aufgaben für die nächsten Jahre, insbesondere da wir dabei verlorene Jahrzehnte aufholen müssen. Um unserer Verantwortung gerecht zu werden, brauchen wir eine vitale grüne Politik in Partei, Fraktion und Regierung – auf allen Ebenen.

Als musikalischer Leiter eines A-cappella-Oktetts weiß ich, dass erst viele unterschiedliche Stimmen ein wunderbares großes Ganzes ergeben können – wenn alle motiviert und miteinander agieren. Umgesetzt habe ich diese Herangehensweise als Fraktionsvorsitzender im Jenaer Stadtrat bei der Zusammenarbeit mit Initiativen und Engagierten vor Ort. Nur gemeinsam mit einer selbstbewussten Zivilgesellschaft ist es uns Grünen in Jena gelungen, Klimaneutralität bis 2035 als politisches Ziel festzusetzen, Klimaaktionspläne zu schreiben und einen Klimacheck bei politischen Beschlüssen zu verankern, ohne an der Stadtregierung beteiligt zu sein. Auch die Festsetzung von 20 Prozent Sozialwohnungen und die Ausrufung Jenas als sicherer Hafen waren durch eben dieses Handeln im Bündnis möglich.

Menschen bei uns in Ostdeutschland haben 30 Jahre nach der Wiedervereinigung im Durchschnitt noch immer 14 Prozent weniger Einkommen und deutlich weniger Vermögen. Beim Altersdurchschnitt liegen neun der zehn ältesten Regionen der EU in Ostdeutschland und die Dimension der Abwanderungsbewegungen aus Ostdeutschland in den vergangenen Jahrzehnten ist in Europa beispiellos. Das Gelingen der sozial-ökologischen Transformation ist hier im Osten daher besonders schwierig. Bei den Menschen ist der Eindruck entstanden, dass sich die Unterschiede so verfestigt haben, dass die Politik keine Veränderung bewirken kann. Es ist unsere Aufgabe und im Bundesvorstand werde ich es zu meiner Aufgabe machen, dieses Problem mit Netzwerkarbeit und bundespolitischer Strukturunterstützung anzugehen, um Schub für einen positiven grünen Trend zu erreichen. Viele grüne Inhalte, wie ein Mindestlohn von 12 Euro, mehr sozialer Wohnungsbau und die Kindergrundsicherung, aber auch die Ansiedelung neuer Bundesbehörden und Forschungseinrichtungen in den östlichen Bundesländern, sind im Koalitionsvertrag festgeschrieben und müssen nun umgesetzt werden. Nur mit konkreten Antworten und einer konstruktiven Politik entziehen wir der Neuen Rechten den Boden.

Strukturelle Herausforderungen gibt es aber nicht nur im Osten, sondern in vielen Regionen Deutschlands. Die Defizite zwischen Stadt und Land, zwischen strukturschwachen und prosperierenden Gegenden müssen wir verringern sowie die Modernisierung und den sozial-ökologischen Umbau mit einer Strukturförderung für genau diese Regionen verbinden. Dafür will ich meine Kraft im Bundesvorstandsteam einbringen. Ich will mich gemeinsam mit euch für gleichwertige Lebensverhältnisse einsetzen und für Teilhabegerechtigkeit unabhängig von Einkommen und Wohnort kämpfen. Gute Bildung und Wissenschaft, bezahlbare Mieten, ein attraktiver, verlässlicher Nahverkehr und eine moderne, nachhaltige Wirtschaft sind wichtige Eckpfeiler regionaler Entwicklung.

Eine lebendige Parteiarbeit ist mir wichtig. Räume für offenen Diskurs, Meinungsvielfalt und den Austausch von Erfahrungen brauchen wir ebenso wie eine konstruktive Zusammenarbeit mit unseren Abgeordneten und Regierungsmitgliedern. Neben einer Rückschau auf den Bundestagswahlkampf brauchen wir daher den Blick nach vorn. Lasst uns durch die Weiterentwicklung von Beteiligungsangeboten die Motivation und den Wissensschatz unserer wachsenden Basis optimal aufgreifen.

Mit Offenheit, Verlässlichkeit und Kreativität will ich im grünen Bundesvorstand mitwirken, um noch mehr Menschen von grüner Politik zu überzeugen. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen und Veränderung als Chance zur Verbesserung begreifen.

Dafür bitte ich euch um eure Stimme – um euer Vertrauen.

Herzlich,
euer Heiko Knopf

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