Die COP27 – Eindrücke, Erkenntnisse, Aussichten


Ich bin zurück von der diesjährigen Weltklimakonferenz und möchte meine Erkenntnisse aus den Gesprächen vor Ort sowie meine Einschätzung hinsichtlich der Ergebnisse gern mit euch teilen.
Meine Einordnung der Ergebnisse insgesamt gebe ich unten im Video.
Folgend könnt ihr einige spannende Erkenntnisse aus meinen Gesprächen mit renommierten Vertreter*innen aus Wissenschaft und Forschung, von NGOs und Länderdelegationen lesen:

Das 1,5-Grad-Ziel war auch auf dieser Weltklimakonferenz allgegenwärtig und die Diskussionen primär von der Sorge über eine Verfehlung bestimmt. Wissenschaftler*innen warnen jedoch vor der voreiligen Aufgabe des Ziels. Carl-Friedrich Schleussner (Head of Climate Science, Climate Analytics) gab dazu auf Twitter eine spannende Einschätzung.

Bill Hare (CEO, Climate Analytics) machte in unserem Gespräch deutlich, wie wichtig evidenzbasierte Politik gerade bei Fragen zu klimatischen Entwicklungen und Maßnahmen gegen die Klimakrise ist. Er betonte, dass Wasserstoff durchaus eine wichtige Rolle zukommt, gerade bei der Stahlerzeugung oder der Düngemittelproduktion; im Mobilitätssektor sollte der Einsatz von Wasserstoff allerdings kritisch betrachtet werden. Der Wasserbedarf für die Herstellung von Wasserstoff ist nämlich vergleichsweise hoch.
Wasserknappheit ist kein Problem der Zukunft mehr. So herrscht z. B. in Jordanien eine akute Wasserkrise. Das Land hat jährlich etwa 100 Liter Wasser pro Kopf zur Verfügung; laut WHO wird ab 300 Litern verfügbarem Wasser von Wasserknappheit gesprochen (mehr über die Rolle von Wasser in SDGs hier). Im Gespräch mit Gideon Behar (Sonderbeauftragter Israels für Klimaschutz und Nachhaltigkeit), Nidal Atallah (Program Coordinator – Environmental Justice Program at Heinrich-Böll-Stiftung Palestine and Jordan) und Amjad Bany Issa (UN Youth4Climate Delegate of Jordan) erfuhr ich, dass zukünftig Israel Jordanien mit Wasserlieferungen aushelfen und Jordanien im Gegenzug mit Strom aus Solarenergie das Projekt der Wasserentsalzung Israels unterstützen wird (meine weiteren Erkenntnisse zum Thema Wasser auf der COP27 gibt es hier zusammengefasst).

Shikha Bhasin (Senior Programme Lead in the Technology, Finance and Trade team, CEEW) warf in unserem Gespräch die Frage auf, wie für ein Land wie Indien, welches aktuell nur zur Hälfte elektrifiziert ist, ein Pfad zur Energieeinsparung erarbeitet werden soll. Für eine Bevölkerung, deren primäre Sorgen sich um die Versorgung mit Lebensmitteln, Strom und medizinischer Behandlung drehen, ist die Einsparung von CO2 selbstverständlich nicht die oberste, persönliche Priorität. Dennoch müssen die Klimakrise sowie die Energiewende global und gesamtgesellschaftlich angegangen werden. Dazu braucht es Austausch, Innovations- und Transformationspartnerschaften, stets unter Berücksichtigung der zivilgesellschaftlichen Bedürfnisse.

Die Erkenntnis, dass wir uns an die Klimakrise anpassen müssen, wurde auf der COP27 von einer breiten Mehrheit geteilt. Allerdings ist die Umsetzung aktuell immer noch zu reaktiv. Hier braucht es mehr Antizipation, um Zeit für Vorsorge zu schaffen. Die Anpassung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, deren Umsetzung vor allem auch auf regionaler Ebene angegangen werden muss.
Erneuerbare Energien sind die kostengünstigste, und kurz- und langfristig die nachhaltigste Variante der Energiegewinnung. Jede Investition durch Deutschland ist ein Verrat an der Zukunftsfähigkeit der Länder, in denen fossile Energien ausgebaut werden sollen. Klima- und Marktentwicklungen zeigen klar auf, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind; nicht Gas, Öl oder Kohle!

Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen zukünftig einen höheren Stellenwert, eine höhere Relevanz bei der Entwicklung von Maßnahmen gegen die Klimakrise einnehmen. Denn obwohl die gegenwärtige Situation niederschmetternd und erdrückend in seiner Dramatik erscheint, gibt es Hoffnung: Wir haben das nötige Wissen sowie alle Technologien, um gegen den Klimawandel vorzugehen! Jetzt ist das Wichtigste, mit ihnen so effektiv wie möglich zu arbeiten, sie ein- und umzusetzen und weiteren Fortschritt zu befähigen. Die Umsetzung muss sofort und konsequent angegangen werden! Hierfür braucht es Austausch, Offenheit, Netzwerke und Partnerschaften. Es ist klar: die Klimakrise ist eine globale! Sie geht uns alle an und genau so sollten wir den Kampf gegen sie auch gestalten.

 

 

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